Die Finnen sind die Glücklichsten

Das Sustainable Development Solutions Network der UNO fasst jedes Jahr diese Stimmungen in einen Index, der von 1 (am wenigsten glücklich) bis 10 (am glücklichsten) reicht. Das sind die wichtigsten fünf Erkenntnisse aus dem Global-Happiness-Report 2021:

 

Wie steht es um das Glücksempfinden in der Schweiz?

Die Schweiz ist von ihrem dritten Platz aus dem Report 2020 (der Befragungen aus den Jahren 2017 bis 2019 umfasst) zurückgefallen auf den vierten. Allerdings liegt der Verlust an individuellem Glück im Bereich der statistischen Unsicherheit. Die Schweizerinnen und Schweizer zählen gemäss dem Index also nach wie vor zu den glücklichsten Menschen der Welt. 

 

Die Ethnologin Nadja Buser befasst sich im Rahmen ihrer Arbeit für das Schweizer Hilfswerk Helvetas mit dem Glücksindex. Sie sagt, die Schweiz und die skandinavischen Länder stünden wegen ihrer komfortablen wirtschaftlichen Lage regelmässig an der Spitze der Glückshitparade. 

 

«Ausserdem funktionieren in diesen Ländern die staatlichen Institutionen gut und es gibt relativ wenig Korruption – das sind wesentliche Rahmenbedingungen für Lebensqualität», sagt Buser.

 

Wie hat sich das Glücksempfinden 2020 weltweit verändert?

Überraschend wenig. 63 % der Befragten weltweit sagten im Corona-Jahr, sie seien glücklich. Das ist nur ein Prozentpunkt weniger als 2019. 

 

Auch die Länder, die vor der Pandemie an der Spitze der Glückshitparade standen, sind noch immer dort. Die drei Nationen mit den höchsten Werten im Jahr 2020 – Finnland, Island und Dänemark – waren in den drei Jahren zuvor unter den ersten vier. Diese drei Länder haben auch Corona gut bewältigt.

 

Gibt es Länder, die in der Hitparade besonders grosse Sprünge gemacht haben?

Auffällig ist Deutschland. Vor einem Jahr stand das Land auf Platz 15 der Liste der glücklichsten Länder. Jetzt ist es in die Top Ten aufgestiegen und auf Platz 7 gelandet. Unter der Regierung Merkel galt der Staat in der ersten Phase der Pandemie als vorbildlich bei deren Bewältigung. Das könnte sich nun allerdings geändert haben, weil trotz harter Massnahmen die Fallzahlen steigen und nur wenige geimpft sind.

 

Überraschend verzeichnen auch die USA einen leichten Anstieg des Glücksniveaus, obwohl das Land mit vielen Corona-Toten die Krise besonders schlecht gemeistert hat. Und: Auch Italien, das in der ersten Phase schwer getroffen wurde, verzeichnet einen leichten Anstieg.

 

Insgesamt verzeichnet Asien im Corona-Jahr mehr Glücksgefühle, was der Report unter anderem auf das dort sehr hohe Vertrauen der Bevölkerung in die Regierungen zurückführt. Die südamerikanischen Länder Argentinien, Brasilien, Kolumbien und Mexiko sind dagegen zurückgefallen. 

 

Ebenfalls gedrückt ist die Stimmung in Grossbritannien: Neben Malta ist es das einzige Land in Europa, das unter den Absteigern rangiert. Es gehört zu den 15 Nationen mit dem grössten Glücksverlust.

 

Warum scheint die Pandemie so wenig Einfluss auf das Glück zu haben?

John Helliwell, einer der Mitautoren, sagte bei der Präsentation des Berichts: «Eine mögliche Erklärung ist, dass die Menschen Covid-19 als eine äussere Bedrohung sehen, die alle betrifft.» Das habe ein Zusammengehörigkeitsgefühl erzeugt. 

 

Allerdings bildet der Glücksindex einen Durchschnittswert ab. Jüngeren Menschen schlug die Pandemie heftiger aufs Gemüt als älteren. Dies zeigt sich in England sehr deutlich, wo die Regierung das individuelle Glück der Menschen besonders genau misst: In den Altersgruppen der 16- bis 49-Jährigen ist 2020 ein deutlicher Einbruch festzustellen. Bei den über 70-Jährigen sieht es wesentlich besser aus, obwohl sie durch das Virus gefährdeter sind. Laut den Autoren sind diese Zahlen mit denjenigen anderer Industrienationen wie der Schweiz vergleichbar. 

 

Die Jungen leiden besonders

Der Glücksreport erklärt diese Auffälligkeit mit Jobverlusten oder der Angst davor sowie mit eingeschränkten zwischenmenschlichen Kontakten durch Social Distancing. Das sind Faktoren, die jüngere Menschen mehr belasten als ältere. Zudem waren viele Junge schon vor der Pandemie durchschnittlich mit mehr psychischen Problemen konfrontiert als Ältere.

 

Umgekehrt gilt: Wer im Homeoffice ohne nervenaufreibendes Berufspendeln immer noch gut verdiente, keine Kinder im Homeschooling betreuen musste und wegen geschlossener Restaurants erst noch Geld sparte, konnte sich im Lockdown gemütlich einrichten. «In Wahrheit hatten viele von uns eine ziemlich gute Pandemie», schrieb der Kolumnist Simon Kuper in der «Financial Time».

 

 

 

 

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